Von wegen „Traum vom Fliegen“ – ich hänge nur in der Luft!

Die lange Pause in meinem Blog ergab sich nicht, weil die vergangenen Wochen so ereignisreich waren, sondern, weil eben das Gegenteil der Fall ist. Meine Reha wurde bis heute nicht genehmigt. Die Formularflut für den Antrag hatte ich ja erfolgreich bewältigt und auch das letzte Formblatt dem gähnend langsamen Moloch Krankenkasse entrissen um es der Rentenversicherung zum Fraß vorzuwerfen. Nach diesem üppigen Mahl haben sich die Amtsschimmel zum verdienten Verdauungsschläfchen niedergelegt um vier bis sechs Wochen (!) darüber zu brüten.

In den letzen zwei Wochen absolvierte ich ein „Hamburger Modell“, was weder etwas mit dem bekannten Fleischklopsbrötchen noch mit einer langbeinigen Schönheit zu tun hat. Es war eine Wiedereingliederung um die Zeit zwischen OP und Reha mit sinnvollen Inhalten zu füllen. So arbeitete ich eine Woche nur halbtags und dann eine Woche täglich nur sechs Stunden. Letztlich war dies aber nur Absitzen meiner Zeit, denn aufgrund des schlechten Sprachverstehens war eine Eingliederung in den normalen Arbeitsprozess noch nicht denkbar. Heute hat mich mein Doc wieder gänzlich krankgeschrieben und ich darf den Tag im Sonnenschein genießen…

Letzte Woche wurde mein Sprachprozessor zum ersten Mal nach der Erstanpassung nachgestellt. Ich hatte die Hoffnung, dass das ständige Pfeifen und Klingeln, das jedes Geräusch begleitet, verschwinden würde. Die Audiologin hat auch ihr Möglichstes getan, dennoch liegt es nicht in ihrer Macht, mein Hörzentrum schlagartig an diese hohen Frequenzen zu gewöhnen, die es bislang noch als gänzlich fremd identifiziert. Wegen des starken Hörverlusts gerade im Hochtonbereich muss mein Gehirn erst wieder lernen, was das ganze soll – das braucht Zeit.

Zeit ist so ein Begriff, der seit der OP immer wieder Thema ist. „Bei manchen geht es schnell, bei anderen kann es dauern“, „haben Sie Geduld“, das sind so die Sätze, die ich auch in Bezug auf meinen Schwindel höre. Der Schwindel hat sich nicht verändert, ich habe mich nur daran gewöhnt, ihn im Alltag nicht mehr so wahrzunehmen. Es wird langsam Normalität, dass, wenn ich den Kopf gen Himmel wende, mein ganzer Körper einen Schwung nach hinten macht. Oder gestern, da habe ich versucht, mich im Gehen zu unterhalten. Da ich ja auf das Mundbld angewiesen bin, musste ich mich ständig nach links drehen um meinen Gesprächspartner zu verstehen. Dann gab es jedesmal einen Schwung und ich musste mich wieder nach vorne orientieŕen um nicht aus der Bahn zu geraten. Wirklich etwas anstregend. Zum Glück funktioniert das Autofahren wieder. Nur beim Einparken oder wenn ich Abbiegen will, muss ich mir einfach etwas mehr Zeit lassen.

Mein CI ist nach der letzten Einstellung wesentlich lauter geworden. Das ist gut, denn ich habe lautstärkemäßig wieder einen homogenen Eindruck und kann mich im Richtungshören üben. Auch wenn mir das CI beim Verstehen noch nicht so viel hilft ist zumindest die Taubheit nicht mehr da. Vom Tragegefühl her wundere ich mich wirklich, wie wenig ich von dem riesen Brummer spüre. Durch den Magnet sitzt der Überträger sehr sicher am Kopf und nur beim Mützeaufsetzen oder wenn ich in einen Pullover schlüpfe, fällt mir das Ding regelmäßig vom Kopf.

Gestern habe ich statt der Akkus mal Batterien ausprobiert. Zwei dicke 675er Zellen kommen in die Halterung. Damit hat die Stromversorgung etwa 24 Stunden gehalten, was gegenüber der Akkuversorgung sehr viel ist. Allerdings haben sich die Batterien dann auch nach nur einer einzigen Warnmeldung schlagartig verabschiedet. Bei den Akkus ist der Zeitraum von der ersten Warnung bis zum letzten Volt mit etwa einer Stunde erheblich größer. Akkus habe ich mit zwei kleinen und einem großen in ausreichender Menge um über den Tag zu kommen. Der kleine Akku spendet immerhin bis zu 12 Stunden Saft. Das Laden der Akkus geht sehr schnell und funktioniert sogar mit dem USB-Solar-Netzteil, das ich mir mal für mein Tablet zugelegt habe.

Am Freitag hat die Krankenkasse nun auch mein AquaKit bewilligt. Das ist eine kleine Butterbrotdose mit einem langen Kabel für den Sprachprozessor, mit dem man dann auch beim Schwimmen hören kann. Das finde ich ein spannendes Gimmick und ich werde davon bestimmt als nächstes berichten, wenn ich habe.

2 thoughts on “Von wegen „Traum vom Fliegen“ – ich hänge nur in der Luft!

  1. Hey Axel, das ist wirklich schade, dass es bei dir so langsam vorangeht. Aber lass dich nicht unterkriegen.
    Gibt es Vergleichbares bei anderen Ci Trägern, was den Schwindel angeht oder ist da bei der Op etwas schiefgelaufen? Bin gespannt wie es weitergeht.
    Viele liebe Grüße von deinem ehemaligen Klassenkameraden.

    1. Ob da etwas schiefgegangen ist, kann ich nicht sagen. Schwindel gehört eben zu den Risiken und Nebenwirkungen und meistens geht er irgendwann wieder weg. Bei mir scheint es zumindest etwas länger zu dauern…

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